I've moved.

This blog, to a static site hosted by GitHub. (Actually, I've just abandoned this blog and only recently started the other site.)

Because I like Markdown. And version control. And writing in Vim.

Jekyll gives me the peace of mind that I can just move the site wherever I want (in case I get my own server someday), with a simple git clone, no questions asked, no content buried somewhere and lost. I can tweak the bits and pieces of layout that I want to tweak, I can have all kinds pages—like a CV—with no WordPress attached, and I can feel part of a bit of a hipster crowd whenever I fancy. ;)

So, in case anyone is still following this, party's going on over at the new place from now on. You're invited.

Ubuntu autotest goodness with test_notifier

I've been using autotest for my Rails 3 app for some time now—in case you don't know or use autotest: you should! Running your test suite by hand all the time (you do have a test suite, right?) quickly becomes a chore otherwise and once you stop running your tests frequently ... Cthulhu and stuff, y'know—and just came across test_notifier as mentioned in this blog post. I was aware of people's scripting solutions for notifications using notify_send before but always too lazy to just copy and paste things (because then I would have to look at it in order to understand it—which I feel I don't have to do as much when using some package someone built for something. It's ... complicated.) so I kept the terminal running autotest open on some screen somewhere.

Now, test_notifier is one gem to install and two lines of code in your ~/.autotest and there you go:
Nice, innit?

Die Zeit rennt.

Heute in drei Wochen wache ich schon wieder in der Heimat auf.

(Und wie immer wurde ich von allem so erschlagen, dass dieses Blog monatelang leer geblieben ist. Meh.)

„Russen.“

Nachdem ich jetzt den vierten Indiana Jones einen Tag nach The Last Crusade im englischen Fernsehen angeschaut habe, sind die wenigen Zweifel, die ich damals im Kino hatte verflogen. In meiner Erinnerung waren die alten Filme nicht ganz so albern wie sie es tatsächlich sind, von daher reiht er sich nahtlos ein. Die vielen, vielen Zitate an sein Erbe und die 50er fand ich ja beim ersten Mal schon gut und das mitunter etwas lieblose CGI-Gedöns fällt auf dem Fernseher nicht mehr so störend auf.

Ich erkenne den jetzt offiziell an.

This is Guildford

Gibt ja eine ganze Menge nachzuholen.

Am Dienstag renne ich in der mehr oder weniger flexiblen Mittagspause durch die Gegend, um ein Bankkonto zu eröffnen. Die Menschen, die sowas in England schon mal versucht haben, werden bereits schmunzeln, but there's a twist at the end! Zoe — die nette junge Dame, die am Montag die HR Einführung gemacht hat — gibt mir einen Brief mit auf den Weg, in welchem die Bank meines Vertrauens darum gebeten wird, doch bitte alles zu unternehmen, um mir das Führen eines Bankkontos dort zu ermöglichen. Sie wollte das an HSBC adressieren, ich meine blauäugig — no pun intended! — ich würde gerne mal Barclays versuchen. Can you spot the error? Vermutlich hat sich einfach die Omnipräsenz dieses Unternehmens auf den allgegenwärtigen Mietfahrrädern in London in mein Gehirn gefressen, denn ansonsten gibt es wirklich keinen Grund für diese Bank. Auch nicht Mitarbeiterfreundlichkeit …

Als ich also entnervt das zweite Mal bei Zoe auftauche, nachdem man mir bei Barclays allen Ernstes mit einem Lächeln erklärt hat, ich solle es doch bei einer anderen Bank versuchen und am besten nicht erzählen, dass ich vorerst nicht plane, permanent im Vereinigten Königreich zu leben — als ich frage, ob genau dieses Vorgehen bei Barclays Erfolg gehabt hätte, schweigt Fräulein Businesskostüm — steht dann schließlich doch HSBC auf dem Briefkopf.

Dort werde ich total freundlich begrüßt, „Ah, you got the Google letter? Then it will only take 30 minutes!“, danach wird mein Konto vom vermutlich coolsten bank dude des Planeten eröffnet. Stellt euch Will Smith vor, nur halt in cool. He's that cool.

Abends ist dann auch meine Workstation endlich aufgebaut. Kann die Arbeit also Mittwoch wirklich losgehen. Tut sie.

Früh bleibt der Zug vor meinem eine Station von Caterham entfernt stecken, ich lerne zwei Dinge: 1) die Menschen in England stellen sich an der Bushaltestelle fein säuberlich der Reihe nach an. Fällt mir auf, bevor jemand meckert. Und 2) some people are just nice. Eine ältere Dame hält an und fragt die etwa 50 Wartenden, ob jemand eine Mitfahrgelegenheit nach Upper Warlingham — vielleicht anderthalb Kilometer entfernt, an einer anderen Zugstrecke in dieselbe Richtung — interessiert ist. Ich gebe mir, als einziger neben einem älteren Herrn, einen Ruck und steige ein. Sie meint „well done“ und wenn der Zug in Upper Warlingham auch problembehaftet sein sollte, würde sie uns sogar bis nach Purley fahren. Ist er aber nicht und kurz vor zehn bin ich dann auch in Victoria.

Pünktlich zum Stand-Up Meeting — wen das interessiert, wir machen dort Scrum — habe ich mein erstes Ticket in der Inbox, ein ganz kleiner Bug, an dem ich mich mal versuchen soll. Der Fokus liegt hier auch mehr auf der Seite der ganzen Prozesse um Versionsverwaltung, Code Review, Unit Testing — mein NDA erlaubt mir an dieser Stelle vermutlich auch nicht mehr als das Statement: Google ist hier verdammt gründlich und effizient. So und nicht anders muss das laufen. (Ich finde es auch immer noch bezaubernd, wenn junge Damen quer durch den Raum ihren Kollegen zurufen: „Schau dir mal meine Changelist von heute vormittag an!“ — ich denke zumindest die meisten meiner Kommilitonen können verstehen, wie inhärent sexy das ist.)

Ich beginne also, mich einzuarbeiten. Gegen Mittag erwarten dann tatsächlich meine ersten Änderungen ihre Freigabe und erhalten sie schließlich auch, nachdem ich hier und dort etwas glatt gebügelt habe. Schon ein bisschen verrücktes Gefühl, dann wiederum auch weniger spannend als ich mir das vorgestellt hatte. Das kommt allerdings noch, wenn man dann mal Code eincheckt, der potenziell Millionen von mobilen Endgeräten betrifft, wurde mir gesagt. Also nicht in den nächsten fünf Monaten.

Abends bin ich von soviel geistigem Input dann auch ziemlich platt, ich beherzige also, was ich in der letzten Zeit so gelernt habe und lasse die linke Gehirnhälfte mal ein wenig abkühlen auf der Fahrt nach Hause. Die fünf Schritte zum Bahnhof, der permanent etwas wahnsinnige Verkehr, das alles fühlt sich nach drei Tagen witzigerweise schon sehr vertraut an. Gefällt, sehr.

Donnerstag fühle ich mich auch glücklicherweise schon wieder relaxt genug, frisch ans Werk zu gehen. Hilfreich sind Bacon, Eier, Baked Beans, Pilze, Crumpets — an Black Pudding wage ich mich ein anderes Mal. Auch wenn alle sagen, der wäre lecker. Mittags gibt es frische Sashimi und Misosuppe im Gebäude auf der anderen Seite der Kreuzung. Google wächst, ohne Pause.

Freitag machen die meisten meiner Kollegen ihr Zwanzig-Prozent-Zeit. Die ist nicht geheim, auf die ist wahrscheinlich auch jeder neidisch, der je davon gehört hat. Ein ganzer Tag in der Woche, frei für Ideen, frei für teamübergreifende coole Projekte, die uns dann Dinge schenken wie Google Mail. Ich fürche, ich werde ganz schwer je wieder ein anderes Unternehmen so richtig toll finden können. Auch wenn ich selbst natürlich erstmal noch damit beschäftigt bin, mich weiter mit unserem „richtigen“ Projekt vertraut zu machen.

Abends verwandelt sich die Cafeteria ein wenig in einen firmeneigenen Pub, Bier, Pizza, social shizzle. Weil die Ingenieure es vermutlich ab und zu gern ein wenig ruhiger haben, lande ich mit einem meiner Kollegen im Game Room. Wir spielen ein paar Runden Pool, ein paar Runden Foosball, dann bin ich mit Alice verabredet.

Und mit Moe. Moe ist der Beste. Moe suited up. Das letzte Mal habe ich Moe vor vier Jahren gesehen, mittlerweile ist er Anwalt und praktisch die Fusion von Barney Stinson und dessen Bruder — minus dessen sexuelle Orientierung. Wir verstehen uns augenblicklich wieder super.

Nach einem Glas Wein nehmen wir den nächsten Zug nach Clapham Junction, dort feiert eine Freundin von Alice ihren Geburtstag. The Peacock — eine Burlesque Bar. Oh my. Nachdem wir eine Weile an unseren Cocktails genippt und neue Menschen kennen gelernt haben, kommt einer der Betreiber mit einer Liste rum. Ich soll mir einen Traumberuf aussuchen — da ich bei dem ganzen Lärm und nach einem wirklich guten Godfather kaum noch wirklich was von dem verstehe, was er da erzählt, schreibe ich musician und rätsel dann die nächsten zehn Minuten herum, untermalt von den Witzen der anderen, in was ich mich da wohl rein geritten habe.

Dann kommt sie auf die Bühne. Und oh mein Gott, ist sie heiß. Und verdammt nochmal, kann sie singen.

Da vor mir noch jemand „dran“ ist, weiß ich in etwa, was mich so erwartet. Ist ja mein erster quasi Lapdance. Moe meint noch im Spaß „just make sure you don't touch her“, aber sie sorgt selbst für genug Körperkontakt. Diese Frau hat es definitiv drauf, einem das Gefühl zu vermitteln, da gäbe es gerade chemistry. Den Song, den sie dabei singt, habe ich über dem ganzen Trubel vergessen, aber ich kriege am Ende ein Küsschen, wohl weil ich so brav mitgemacht habe. (Ihr könnt ja mal hier verfolgen, ob irgendwann Fotos vom 4. März auftauchen.) Sind sie mittlerweile ...

Später verziehen wir uns ins Grand, laut Mels Bruders — Girls, you probably want to meet him. He’s nice. And also very, very fit. — späterer Entschuldigung dafür der schlechteste Club Englands, aber wenn ich einmal beschließe, Spaß zu haben, lasse ich mich von sowas nicht abhalten. Rumhüpfen. Schön.

Dementsprechend ein bisschen hinüber falle ich Samstag früh aus dem Bett, 11 Uhr will sich unser Team für eine Radtour in Guildford treffen. Das Wetter ist ziemlich kalt aber trocken und wir radeln eine alte Eisenbahnstrecke entlang. Definitiv sehenswerte Gegend. Im größten Dorf Englands machen wir Halt und essen vor einem knuffigen Teehaus Sandwiches. Geröstetes Ciabatta mit Tomaten, Thunfisch und Salat — sehr lecker, auch wenn man es selbst bezahlen muss. :)

Danach quälen wir uns etwas unverhofft einen Hügel mit 25% Steigung rauf, ist aber sicher gut für die Hüften, da sind wir uns einig. Weiter durch schöne kleine Dörfchen und dann einen sandigen Pfad rauf zur Kirche St. Martha’s, die unglaublich malerisch mitten in der Landschaft auf einem Hügel steht. Da ich selbst dummerweise kein schönes Foto gemacht habe, verlinke ich hier einfach mal schamlos.

Unser Manager, der hier in der Gegend wohnt, telefoniert als wir wieder unten sind mit einem alten Schulfreund, bei dem wir dann noch spontan zum Tee eingeladen sind. Sehr netter Typ, umwerfendes Wohnzimmer. Stellt euch ein offenes Kaminfeuer vor. Ich weiß, das Schicksal meint es permanent zu gut mit mir.

Zu dritt fahren wir dann wieder zurück nach London. Mir tut ein bisschen der Hintern weh, aber ansonsten bin ich rundum ziemlich glücklich.

Heute morgen schlafe ich aus unerfindlichen Gründen bis halb eins, spaziere dann runter in den Ort zu Costa, schwatze ein bisschen mit Alice und tippe nebenher diese Zeilen. An denen ich nach einem Blick auf die Uhr jetzt schon ziemlich lange sitze. Gut, zwischendrin noch ein langes Telefonat mit den Eltern, der Mama zum Geburtstag gratulieren und alle mal über die Entwicklungen hier in Kenntnis setzen, später klingeln auch die Großeltern durch. Ist schon ein wenig komisch, ab und zu mal wieder soviel Deutsch am Stück zu reden. :)

Deswegen mache ich jetzt auch mal Schluss und gucke mit Alice noch Jurassic Park zuende. Neuigkeiten dann bald wieder hier.

This is London Victoria

Wie geht man seinen ersten Tag an? Erwartungsvoll. Gespannt. Nervös? Wahrscheinlich.

Um irgendwelche Eventualitäten seitens der Zugverbindung auszuschließen, fahre ich ziemlich früh nach London. Alice’ Bruder ist so nett, mich mit dem Auto am Bahnhof abzusetzen, als er auf Arbeit fährt. Die Fahrt dauert wieder eine ganze Weile, in East Croydon muss ich umsteigen, beide Züge sind um die Zeit proppevoll.

Ich bin eine halbe Stunde vor meinem Termin im Gebäude, warte in der Eingangshalle. Zur Ablenkung beobachte ich die herein strömenden Leute; wer ist American Expressler? Wer ist Googler? Wer ist down mit den beiden Securityleuten und wer muss mit seiner Karte vor sich herumwedeln? Als es langsam Zeit wird, trage ich mich an der Rezeption ein und fahre nach oben. Die Rezeption von Google ist nochmal um Längen gemütlicher. Nachdem ich mich dort angemeldet habe nehme ich in rustikalen Ledersesseln Platz und beobachte auf einem Bildschirm live, was die Leute in aller Welt gerade so für Sachen suchen. Vulgäres Zeug wird hier offensichtlich gefiltert.

Nach ein paar Minuten holt mich dann mein Mentor ab, lässiges Geek-Tshirt, wie ich vermutet habe, bin ich für den Rest des Tages schlicht overdressed. Wir drehen eine Runde durch die drei Google-Etagen, er scherzt später über die „30 second tour“. Nur ein paar der abgefahrenen Dinge, die ich dort so erhasche: die allgegenwärtigen roten Telefonboxen, für private Telefonate. LEGO, LEGO, LEGO. Ich twitterte ja schon über den Todesstern, rein an Masse liegt dort sicher noch drei Mal soviel Star Wars Zeug. Auf einem Tisch. Ein Schild mit lauter Wegweisern, wie man sie aus dem Stadtkern kennt — einer zeigt „the way out of beta“, allerdings ohne Kilometerangabe ... Micro-kitchens! Ich behaupte mal, es gibt dort alles, was man zwischen den Hauptmahlzeiten essen und trinken wollen könnte. (Wer hier mehr Testimonials lesen will, der sollte einfach — ha! — googeln.)

Wir kommen an der Ecke an, wo unser Team sitzt und machen uns alle gemeinsam auf den Weg zum Frühstück. Es gibt schon erste freundliche Witze — „if you keep wearing that tie all day, they might mistake you for a sales guy”, meint unser Manager. Von denen gibt es im Gebäude wohl auch eine ganze Menge. Also sales guys.

Das Frühstück ist, um mal kräftig zu untertreiben, umwerfend. Man kann es sich eigentlich nicht vorstellen — schon gar nicht, dass das jetzt fünf Monate fünf Tage die Woche so sein soll — aber es gibt einfach alles ... meine Damen und Herren, mir wurde gerade mitgeteilt, ich wiederhole mich, aber verdammt: es stimmt einfach! Ich suche mir aus 15 Sorten Müsli und 5 Arten Smoothies was aus, die restlichen Optionen überfordern mich für den Moment noch. Full English Breakfast probier ich irgendwann in der Zukunft mal, wenn mein Magen nicht mehr von vorneherein nervös ist.

Am Tisch wird viel gelacht, über die Qualität von Kaffee in Italien oder das Nichtvorhandensein solcher außerhalb, ich lerne ein bisschen wo alle so herkommen, Ungarn, China, England ... kurz, ich habe gleich das Gefühl, hier angekommen zu sein, dabei kenne ich alle erst knapp fünfzehn Minuten. Die Geeks dieser Welt, eine Familie.

Danach folgen eine ganze Menge Einführungssessions (unter anderem wird ein Foto von mir gemacht, für mein Türbadge — Krawatte, yeah!), mittags habe ich dann ein brandneues Thinkpad in den Händen, welches ich laut meinem Mentor gar nicht hätte bekommen sollen, auf der anderen Seite fehlt die mir angedachte Workstation. Aber erst einmal — wait for it! — Mittagessen. Lachsfilet mit französischen Bohnen und grünem Spargel. Hell yeah!

Satt und glücklich gibt es einen Primer über das Projekt. Cooles Ding, Details an dieser Stelle aus offensichtlichen Gründen keine. Den Rest des Tages verbringe ich mit dem Lesen von Tutorials. Man muss ja wissen, wie man in dieser riesigen Infrastruktur überhaupt etwas baut. Abends legt man mir ans Herz, am ersten Tag nicht gleich im Büro vor dem Rechner einzuschlafen, also fahre ich glücklich und ein bisschen erschöpft zurück nach Caterham.

This is Caterham

Was für ein schönes Wetter in Dresden gestern! Als der Flieger kurz nach vier pünktlich abhebt hat man einen wunderbaren Blick über das Elbtal. Als der Erfrischungswagen vorbei kommt, bestelle ich mir ein Warsteiner. Dazu gibt es ein Stück „Kuchen“, welches sich die Lufthansa bzw. British Midland International ob seiner Konsistenz gern auch hätte sparen können — ist aber das einzige, was ich in der Passagierbefragung als „nicht so toll“ ankreuze.

Wir sind schneller als erwartet über London, der Pilot dreht noch eine Warterunde. Ich sitze auf der passenden Seite und kann die O2 Arena beinahe anfassen. St Pauls, Charing Cross, Waterloo, das Home Office — man fühlt sich gleich heimischer, wenn man das alles schon zuordnen kann.

Die Einreisekontrolle geht erfreulich schnell, vor ein größeres Problem stellt mich der Ticketautomat für die Tube. Irgendwie fehlt dort die Option, seine Oyster Card aufzuladen, weswegen ich nach entnervter Rumdrückerei auf dem Bildschirm dann eine Tageskarte für acht Pfund in den Händen halte. Einzelfahrten hätten mich insgesamt nur 5,40 gekostet, man lernt.

Bei Green Park verabschiede ich mich von Gregor und … Name ist mir entfallen, sitzt jedenfalls häufig im FSR … die ich lustigerweise in Dresden getroffen habe. Man macht Urlaub.

Ein bisschen muss ich noch auf meinen Zug nach Caterham warten, dann zuckelt er durch mittlerweile im Dunkeln liegende Vororte. Ich freue mich auf Alice und ihre Familie, insgesamt fühle ich mich schon auf der Fahrt total heimisch, sicherlich besser als am ersten Abend anonym in irgendeinem Hostel aufzuschlagen. Nachdem ich fünfzehn Kilo Koffer den Berg hoch gewuchtet habe treffe ich an der Haustür Alice’ Mutter, die mich gerade mit dem Auto abholen wollte, ursprünglich hatte ich mich für einen Zug später angekündigt. Sie schiebt gleich eine Pizza für mich in den Ofen, ganz wunderbar, denn mittlerweile bin ich ziemlich hungrig.

Alice’ Vater liegt noch mit Migräne im Bett, ihr Bruder ist Snooker spielen, Alice selbst ist im Theater, also sitzen wir zu zweit in der Küche und schwatzen, das letzte Mal, dass ich dort war, ist ja schon wieder fünf Jahre her. Alice und ihr Vater kommen später dazu, ich erzähle und erzähle und erzähle und irgendwann falle ich ins Bett.

Früh geht der Wecker eine Stunde eher, die Uhr holt sich selbst hier deutsches Signal, ich schrecke um sieben hoch, noch vor allen anderen. Bekomme allerdings dann irgendwann die Einstellung der Zeitzone auf die Reihe, jetzt weißt mich ein kleines F darauf hin, dass ich ferreist bin.

Bevor ich mich nach London aufmache, schaue ich noch bei Alice im Costa auf einen Americano vorbei. Könnte ewig bei den scheinbar mühelosen Handgriffen zuschauen, mit denen sie die ganzen Getränke zaubert. Vielleicht mache ich bei Gelegenheit mal ein Bild.

In der Stadt angekommen nieselt es sich nach kurzer Zeit ein, Belgrave House — mein künftiger Arbeitsplatz — liegt noch im Sonnenschein, Vauxhall Cross, das Hauptgebäude vom MI6, welches ich schon immer mal aus der Nähe betrachten wollte, sieht dann schon düsterer aus. Die Victoria Line bringt mich von dort die zwei Stationen nach Lambeth.

Lambeth ist ... trostlos? Vielleicht ist es das Wetter, vermutlich aber eher die lieblos hingeklotzten, anonymen Wohn...dinger. Es gibt durchaus sehr schöne Straßen, alte Einfamilienhäuser mit winzigen, verwunschen aussehenden Vorgärten voller Efeu, aber sobald man um die nächste Ecke biegt wird man von 60er Jahre Wohnungsbau erdrückt.

Die Wohnung, welche ich mir dann anschaue, erinnert mich von außen an die Blocks, in denen in britischen Polizeiserien immer die verdächtigen Muslime wohnen. Endlos lange Balkongänge vor den Türen, trist, ein wenig aufregend auch — aber ich glaube für fünf Monate fehlt mir da doch der Atem und die Ghetto-Cred ... die Jungs, die lässig auf dem Treppenabsatz unten lümmeln, hätten bestimmt ihren Spaß mit mir. Aber eine nette junge Chinesin, die mich drinnen kurz herumführt. Wäre notfalls schon machbar sowas. Ich frage auch mal dezent, „wie sicher“ sich die Gegend anfühlt; „sometimes there's accidents in other flats, but to me, nothing ever happened in two years“. Very reassuring ... not?

Naja, man muss ja auch nicht das erste nehmen, was kommt. Mit immer noch beschissenem Wetter und wenig Plänen vor meinem großen Tag fahre ich dann einfach wieder zurück nach Caterham. Das heißt, als dann nach einer kleinen Ewigkeit wieder Züge fahren, denn irgendwo bei Purley ist wohl der Strom ausgefallen und so ziemlich der ganze Süden liegt damit erstmal flach. Beim gelangweilten Lesen der Anzeigen fällt mir ein Ort namens Bognor Regis auf. Das klingt wie ein Zwergenberserker irgendwo aus Mittelerde, liegt aber an der Südküste. Nett.

Zurück bei Alice browse ich noch ein bisschen nach Wohnungen, finde zwei, drei tolle Angebote in Balham, die ich hoffentlich morgen abklappern kann, dann essen wir Abendbrot, loben das deutsche Bildungssystem und Alice macht sich nochmal auf, eine Verabschiedungsparty für eine Freundin.

Ich werde mich jetzt in die Falle hauen und morgen ganz aufgeregt und hoffentlich gut angezogen in das Abenteuer Praktikum stürzen. Halb zehn begrüßt mich liebenswerterweise das ganze Team — 7 Leute, den Namen nach zu urteilen bunt gemischt — mit Frühstück, auch wenn ich wahrscheinlich viel zu nervös sein werde, um groß was zu essen. Sehr spannend, alles.

Bis demnächst!