London Calling

Wo fange ich an?

Montag vor zwei Wochen, ich sitze im Studentenlabor und frickel an irgendeiner Sache für meine SHK-Stelle. Mit Professor Härtig habe ich neulich besprochen, wo ich mich am besten sonst noch bewerben könnte, denn im Hinblick auf die Sache mit Google versuche ich mittlerweile realistisch zu sein. Was das in meinem Kopf heißt, schrieb ich ja. Draußen wird es langsam düster, Steiger ist am Nebentisch beschäftigt. Da meldet sich plötzlich mein Chatclient —

Abonnement angefragt von Frida

— meine Recruiterin. Muss wichtig sein, ich stammel vor Aufregung rum, Steiger grinst, ich warte. Nichts passiert, Email!!!!11!1elf denke ich, hab völlig vergessen, ein Auge darauf zu werfen.

„Hi Hermann, we might have found a project in London for you. Are you still interested?“

Oh. My. God.

„Are you able to start in March?“

Ohmigod! Ohmigod! Ohmigod! Chatfenster auf, rumgestottert, wie abgefahren ich das finde und Ja! Natürlich! Auf jeden Fall will ich das machen!

Frida ist gerade auf einer Jobbörse, den Google-Stand betreuen und hat daher wenig Zeit, aber mein potenzieller Mentor würde sich gerne vor Mittwoch nochmal mit mir unterhalten, denn das Hiring Committee trifft sich am Donnerstag.

Abonnement angefragt von Roberto

Schön durchatmen, nicht hyperventilieren. Er fragt, ob wir mal telefonieren können, ich sage klar, aber ich bin ziemlich aufgeregt!

„Don't worry, I'm a funny guy.“

Das Gespräch verläuft dann auch wirklich sehr angenehm, Roberto erklärt ein bisschen die Richtung und den technischen Umfang des Projekts — Sachen, die ich mit der Verschwiegenheitserklärung in der Hand vielleicht besser nicht blogge :) — dann verabschieden wir uns und es heißt abwarten, Frida will sich in einer Woche melden.

Die ganze restliche Woche ist abwechselnd magisch und beunruhigend — was, wenn die mich am Ende doch nicht nehmen? Am nächsten Montag kann ich mich nicht wirklich auf irgendwas konzentrieren, permanent denke ich jetzt klingelt gleich das Telefon! Aber am Ende des Tages gehe ich etwas enttäuscht nach Hause, noch kein Anruf. Ein bisschen Ermutigung verschaffe ich mir mit dem Gedanken, dass es wohl länger dauert, ein Angebot vorzubereiten, als eine Absage.

Zuhause wartet eine Email, Frida meint, sie ruft Dienstag an. Wir verständigen uns auf ab um zehn, vorher habe ich noch einen Termin. Ich verpasse natürlich prompt zwei Anschlüsse am Albertplatz, fünf nach zehn stehe ich am Nürnberger Platz gerade in der Tür der Bahn, als das Handy klingelt.

Frida ist nett, kein Problem, sie ruft in zehn Minuten zurück. Ich renne los und habe mangels Frühstück in der Fakultät dann Angst, dass meine Beine unter mir wegknicken. Ein Snickers im Mund lächeln mich schon die ersten Leute, die von der ganzen Sache wissen erwartungsvoll an, gleich! gleich! der Anruf kommt jeden Augenblick! im Labor habe ich dann allerdings nochmal zehn Minuten meine Ruhe und atme auch schon wieder halbwegs normal, als Frida wieder anruft.

„We have good news for you!“

Das Gefühl nach gut überstandenen Prüfungen ist ähnlich. Aber das hier ist definitiv größer. Ein bisschen unwirklich auch — ich bewerbe mich zum ersten Mal in meinem Leben, streng genommen noch nicht mal wirklich auf Eigeninitiative, bei meinem Traumarbeitgeber für ein Praktikum und werde genau in die Stadt geschickt, in die ich von allen Optionen am meisten verliebt bin? Ja genau. Wann klingelt nochmal der Wecker? — also schmeiße ich erstmal eine Runde Premium Cola für alle, die ich unterwegs aufsammle, selber brauche ich das wohl am meisten.

Die Familie ist genauso aus dem Häuschen wie ich, haben mir ja die ganze Zeit die Daumen gedrückt.

Die nächste größere Aufgabe wird, ein Schreiben von meinem Supervisor oder der Universität zu bekommen, welches besagt, dass das alles so in Ordnung geht, mein Studium nicht behindert, was ähnliches unterschreibt man ja für jede SHK-Stelle. Professor Härtig ist gerade im Urlaub, antwortet aber ziemlich prompt auf meine Email — nochmal vielen, vielen Dank dafür! — und zwei Tage später ist alles zusammen, Donnerstagabend habe ich den Arbeitsvertrag und eine Menge zusätzlicher Dinge in der Inbox.

Am Freitag buche ich meinen Flug nach Heathrow für den 26., an das letzte Mal Lufthansa kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern.

Gestern haben wir nochmal im Kreis der Familie Kaffee getrunken und jetzt sitze ich hier, tippe diese Zeilen in Schlafanzug und Bademantel, Duschen wird auch höchste Zeit sonst macht der Bäcker zu.

Neuigkeiten gibt es hier dann wohl häufiger und falls jemand aus heiterem Himmel eine Idee hat, wo ich in London vom 28. Februar bis zum 29. Juli (oder irgendwann zwischen diesen Daten) wohnen könnte — her damit! :]

Stay tuned!

3 comments:

  1. Herzlichen Glückwunsch! Da hat das Bangen ja ein Ende, bin mal gespannt, wie du es so findest:)

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  2. Congratulations!
    Mensch, da wünsch ich dir viel Erfolg und viel Spaß im fernen London!

    LG

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  3. Danke! :]

    Es gibt auch nochmal ein kleines Drink-Up vorher, vermutlich wird das am Mittwoch steigen — Bier statt Sauna klingt wie ein guter Ersatz — und ihr seid natürlich herzlich eingeladen, inklusive Anhang!

    Ortsmäßig muss ich mich noch zwischen Bierstube und Bautzner Tor entscheiden.

    Ich sag auch nochmal hier Bescheid, neben Twitter und so.

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Why sure, have a say! :]