This is London Victoria

Wie geht man seinen ersten Tag an? Erwartungsvoll. Gespannt. Nervös? Wahrscheinlich.

Um irgendwelche Eventualitäten seitens der Zugverbindung auszuschließen, fahre ich ziemlich früh nach London. Alice’ Bruder ist so nett, mich mit dem Auto am Bahnhof abzusetzen, als er auf Arbeit fährt. Die Fahrt dauert wieder eine ganze Weile, in East Croydon muss ich umsteigen, beide Züge sind um die Zeit proppevoll.

Ich bin eine halbe Stunde vor meinem Termin im Gebäude, warte in der Eingangshalle. Zur Ablenkung beobachte ich die herein strömenden Leute; wer ist American Expressler? Wer ist Googler? Wer ist down mit den beiden Securityleuten und wer muss mit seiner Karte vor sich herumwedeln? Als es langsam Zeit wird, trage ich mich an der Rezeption ein und fahre nach oben. Die Rezeption von Google ist nochmal um Längen gemütlicher. Nachdem ich mich dort angemeldet habe nehme ich in rustikalen Ledersesseln Platz und beobachte auf einem Bildschirm live, was die Leute in aller Welt gerade so für Sachen suchen. Vulgäres Zeug wird hier offensichtlich gefiltert.

Nach ein paar Minuten holt mich dann mein Mentor ab, lässiges Geek-Tshirt, wie ich vermutet habe, bin ich für den Rest des Tages schlicht overdressed. Wir drehen eine Runde durch die drei Google-Etagen, er scherzt später über die „30 second tour“. Nur ein paar der abgefahrenen Dinge, die ich dort so erhasche: die allgegenwärtigen roten Telefonboxen, für private Telefonate. LEGO, LEGO, LEGO. Ich twitterte ja schon über den Todesstern, rein an Masse liegt dort sicher noch drei Mal soviel Star Wars Zeug. Auf einem Tisch. Ein Schild mit lauter Wegweisern, wie man sie aus dem Stadtkern kennt — einer zeigt „the way out of beta“, allerdings ohne Kilometerangabe ... Micro-kitchens! Ich behaupte mal, es gibt dort alles, was man zwischen den Hauptmahlzeiten essen und trinken wollen könnte. (Wer hier mehr Testimonials lesen will, der sollte einfach — ha! — googeln.)

Wir kommen an der Ecke an, wo unser Team sitzt und machen uns alle gemeinsam auf den Weg zum Frühstück. Es gibt schon erste freundliche Witze — „if you keep wearing that tie all day, they might mistake you for a sales guy”, meint unser Manager. Von denen gibt es im Gebäude wohl auch eine ganze Menge. Also sales guys.

Das Frühstück ist, um mal kräftig zu untertreiben, umwerfend. Man kann es sich eigentlich nicht vorstellen — schon gar nicht, dass das jetzt fünf Monate fünf Tage die Woche so sein soll — aber es gibt einfach alles ... meine Damen und Herren, mir wurde gerade mitgeteilt, ich wiederhole mich, aber verdammt: es stimmt einfach! Ich suche mir aus 15 Sorten Müsli und 5 Arten Smoothies was aus, die restlichen Optionen überfordern mich für den Moment noch. Full English Breakfast probier ich irgendwann in der Zukunft mal, wenn mein Magen nicht mehr von vorneherein nervös ist.

Am Tisch wird viel gelacht, über die Qualität von Kaffee in Italien oder das Nichtvorhandensein solcher außerhalb, ich lerne ein bisschen wo alle so herkommen, Ungarn, China, England ... kurz, ich habe gleich das Gefühl, hier angekommen zu sein, dabei kenne ich alle erst knapp fünfzehn Minuten. Die Geeks dieser Welt, eine Familie.

Danach folgen eine ganze Menge Einführungssessions (unter anderem wird ein Foto von mir gemacht, für mein Türbadge — Krawatte, yeah!), mittags habe ich dann ein brandneues Thinkpad in den Händen, welches ich laut meinem Mentor gar nicht hätte bekommen sollen, auf der anderen Seite fehlt die mir angedachte Workstation. Aber erst einmal — wait for it! — Mittagessen. Lachsfilet mit französischen Bohnen und grünem Spargel. Hell yeah!

Satt und glücklich gibt es einen Primer über das Projekt. Cooles Ding, Details an dieser Stelle aus offensichtlichen Gründen keine. Den Rest des Tages verbringe ich mit dem Lesen von Tutorials. Man muss ja wissen, wie man in dieser riesigen Infrastruktur überhaupt etwas baut. Abends legt man mir ans Herz, am ersten Tag nicht gleich im Büro vor dem Rechner einzuschlafen, also fahre ich glücklich und ein bisschen erschöpft zurück nach Caterham.

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